Das Interesse an intimchirurgischen Eingriffen bei Frauen steigt. Als ein möglicher Grund gilt, dass die Intimrasur zum gängigen Modetrend geworden ist und viele Frauen sich intensiver mit dem Aussehen ihres Genitalbereichs auseinandersetzen. Durch die fehlende Intimbehaarung werden einzelne Merkmale und eventuelle Besonderheiten stärker sichtbar. Was bewegt Frauen dazu, sich einer operativen Korrektur in der sensiblen Intimzone zu unterziehen? Eine selbstbestimmte Entscheidung, um sich wieder wohler zu fühlen – oder doch ein modischer Zwang in unserer heutigen Gesellschaft?
WDR 5 zu Besuch in meiner Praxis
Mit genau diesem Thema beschäftigt sich auch der Beitrag der WDR-5-Sendung „Neugier genügt“. Susanne Hoffmann ist Journalistin und interessiert sich für die Schamlippenkorrektur. Im gemeinsamen Interview sprachen wir in meiner Praxis darüber, was bei dem Eingriff passiert, warum sich Frauen zur Labioplastik beraten lassen und welche Wünsche und Vorstellungen hinsichtlich des Behandlungsergebnisses bestehen.
Sarahs Schamlippenkorrektur
Außerdem stellte ich ihr eine meiner Patientinnen vor, die sich zum Beitrag bereiterklärt hatte. Sarah* ist 24 Jahre und schon längere Zeit unzufrieden mit dem Erscheinungsbild ihres Intimbereichs. Sie berichtet davon, dass sie sich in ihrer Haut nicht wohl fühlte. Als sie sich mit anderen jungen Frauen verglich, hatte sie das Gefühl, dass ihre Intimzone „anders“ aussah. Häufig überlegte sie, wie sie ihren Intimbereich bestmöglich verstecken könnte, wenn es zum Beispiel mit einigen Freundinnen in die Sauna gehen sollte. Bereits Stunden vorher zerbrach sich Sarah darüber den Kopf und fühlte sich eingeschränkt.
Mit Gesprächen und Therapien hat sie versucht, ihren Körper so anzunehmen, wie er ist. Doch wirklich zufrieden oder glücklich war sie nicht. Daher kam Sarah zu mir in die Praxis, um sich über die Schamlippenverkleinerung informieren zu lassen. Bei vielen meiner Patientinnen steht der Entschluss zur OP bereits fest, noch bevor sie zu mir ins Beratungsgespräch kommen. Die als störend empfundenen langen Labien sind für die Frauen meist eine starke seelische Belastung, die sie behandeln lassen wollen.
Die ideale Vulva?
Da die chirurgische Korrektur der Schamlippen derart beliebt ist, stellt sich die Frage: Wie sieht sie denn nun aus, die „normale“ Vulva? Eine Antwort darauf gibt es nicht. Jeder Intimbereich ist individuell. Genauso individuell sind auch die intimchirurgischen Behandlungen. Das, was die Frauen häufig als Makel oder als unschön empfinden, sind für gewöhnlich stark ausgeprägte innere Schamlippen, die aus der Scheide hervorzeigen. Zum einen können es ästhetische Gründe sein, die die Frauen zu einer Behandlung bewegen, andererseits ist es auch möglich, dass die langen Labien zu funktionellen Problemen führen. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Schmerzen beim Radfahren, Reiten oder Geschlechtsverkehr.
Demnach wünschen sich viele der betroffenen Frauen, dass die inneren Schamlippen nach der Behandlung kürzer sind und von den äußeren Schamlippen weitestgehend umschlossen werden.
„Eine Schamlippenkorrektur ist etwas, das die Frauen wirklich für sich tun“
In meine Praxis kommen unterschiedliche Frauen mit verschiedenen Motivationen für einen intimchirurgischen Eingriff. Ich habe jedoch stets die Erfahrung gemacht, dass meine Patientinnen aus einem eigenen Antrieb den Weg zu mir finden. Sie wünschen sich die Behandlung weder aufgrund eines bestimmten Schönheitstrends noch wegen ihres Partners. Viel mehr geht es darum, sich wohl fühlen zu können und nicht ständig das Gefühl zu verspüren, permanent beobachtet zu werden – selbst, wenn die Frauen wissen, dass es gar nicht der Realität entspricht, dass sie ständig angestarrt werden.
Eine Schamlippenkorrektur kann den Frauen somit zu einer körperlichen sowie seelischen Besserung verhelfen und ihnen ein gesteigertes Selbstwertgefühl vermitteln. In meinen Augen unterwerfen sich meine Patientinnen keinem Ideal, sondern entscheiden sich selbstbestimmt für etwas, das ihnen wichtig ist.
*Name wurde redaktionell geändert.